Freitag, 20. Juli 2012

Massenproteste in Spanien gegen neue Einsparungen

In vielen spanischen Städten sind die Menschen auf die Straße gegangen. Hunderttausende protestierten
so gegen die neuen Einsparungen.

Die Regierung will 65 Milliarden Euro sparen; gestern, am Tag der Demonstrationen, billigte das Parlament diese Sparpläne.

"Als die Krise anfing, haben die unser Gehalt gekürzt", sagt eine Steuerbeamtin. "Das haben wir auch mitgemacht, weil wir eben Opfer bringen mussten. Aber jetzt ist es so, als ob die immer uns rannehmen, dabei können wir gar nichts für die Lage. Das ist ungerecht, und deshalb sind wir hier."

"Die Politiker sollten mal über ihre Gehälter nachdenken, über ihre Zusatzleistungen und ihre Reisekosten", meint ein anderer Beamter. "Und bei den Reichen sollte auch mal was gekürzt werden, nicht immer nur bei den Beamten: Wir arbeiten viel,
haben wenige Rechte und kriegen nur selten mal mehr Geld."

Beschlossen sind nun unter anderem eine drastische
Anhebung der Mehrwertsteuer, dazu für Beamte die Abschaffung des Weihnachtsgeldes.

Jeder vierte Spanier ist arbeitslos: Bei einer besonders umstrittenen Sparmaßnahme geht es
darum, dass nun auch beim Arbeitslosengeld gekürzt wird.

Am späten Abend kam es in mehreren Städten noch zu Auseinandersetzungen zwischen einigen Demonstranten und der Polizei.

Neckermann-Insolvent schockt Mitarbeiter

Das Aus für Neckermann sorgt in Deutschland für Bestürzung. Der Versandhändler kündigte am Mittwoch den Insolvenzantrag an, nachdem der US-Finanzinvestor Sun Capital, dem Neckermann seit 2008 mehrheitlich gehört, den Geldhahn zudrehte. Ein nach langem Ringen mit den Gewerkschaften gefundener Kompromiss zum Unternehmensumbau erschien Sun Capital nicht tragbar. Betroffen sind rund 2.400 Mitarbeiter. "Schluss, aus", meint ein älterer Mann trocken: "Mit 60 hat man plötzlich keine Arbeit mehr." Eine Frau erzählt, dass ihre Knie noch immer zittern würden, und ein anderer Mann berichtet von Tränen, die bei der Verkündung der Entscheidung flossen.

Es sind tatsächlich schwierige Zeiten für deutsche Einzelhändler, vor allem wegen der anhaltenden Eurokrise, die auch den Deutschen die Kauflaune langsam aber sicher zu verderben droht. Karstadt etwa wurde vor zwei Jahren in letzter Minute aus der Insolvenz gerettet - und kündigte nun an, bis Ende 2014 rund 2000 Stellen zu streichen. Die Drogeriekette Schlecker meldete Ende Februar Insolvenz an, das endgültige Aus folgte in Ermangelung von Investoren im Juni.